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29.09.2023

CDU-Gemeinderatsfraktion fordert Anpassungen im Wolfsmanagement

Von Klaus Schmiederer

„In den letzten Jahren entwickelt sich die Ausbreitung der Wolfpopulation vom Norden Deutschlands weiter südwärts. Auch bei uns in Baden-Württemberg gibt es Einzel-Wölfe, nun ist aber auch der erste Wolfsnachwuchs angekommen. In diesem Thema möchten wir in einem Vorortgespräch mit Fritz Vogt, Vorstand der Weidegemeinschaft Lierbach und Hubert Treyer, Hegeringleiter des Hinteren Renchtals, die Situation diskutieren“ führte Klaus Schmiederer, CDU-Fraktionsvorsitzender, ein.

Matthias Fischer erläuterte den Ist-Zustand: „Der Wolf ist aktuell streng geschützt, der Wolfsmanagementplan in Baden-Württemberg verbietet das Töten von Wölfen; nur wenn ein Wolf einen Menschen angreift oder mindestens zweimalig Weidezäune überwindet und Weidetiere reißt kann er im Einzelfall nach Naturschutzrecht geschossen werden. Wir brauchen die Weidetierhaltung zur Offenhaltung unseres Tälerschwarzwaldes, weitläufige Tundren können wir dem Wolf in unserer kleinteiligen Landschaft leider nicht bieten und stehen hier vor einem massiven Interessenskonflikt.“

Fritz Vogt erklärte, „dass die Offenhaltung durch Weidetierhaltung in den steilen Lagen des Schwarzwaldes nur mit ganz viel Idealismus zu betreiben ist. Wir hatten nun schon mehre Wolfsübergriffe in der Region, und eines haben wir gelernt: der Wolf hält sich nicht an die vom Menschen erdachten Regeln, er überwindet wolfsabweisende Weidezäune und scheut sich bei seinen Übergriffen nicht unseren Siedlungen sehr nahe zu kommen. Wir bekommen vom Land eine 100%- Förderung für wolfsabweisende Zäunungen – das ist auch gut – bedeutet aber gleichzeitig Aufwendungen des Landes von mehreren Zehntausend Euro für vergleichsweise kleine Weideflächen (kleiner 2 Hektar).  Keiner der Tierhalter möchte die Weidetiere, zu denen wir selbstverständlich eine Bindung haben, nach einem Wolfsübergriff von der Weide ziehen. Beim Übergriff entsteht Panik in der Herde, der „Blutrausch“ des Wolfs lässt ihn mehr und mehr Tiere anfallen – selbst die nicht getöteten Tiere seien nach einem solchen Vorfall nicht mehr oder nur schwer integrierbar. Finanzielle Entschädigungen für gerissene Weidetiere gibt es je nach Bauart und Entstehungsdatum des Zauns.“

„Solche Vorfälle sind aus Sicht von Weidetierhaltern schlimm, ebenfalls dramatisch ist für mich die Strahlkraft aus solchen Vorfällen heraus, so haben sich nach den Wolfsrissen in Oppenau schon mehrere Tierhalter proaktiv dazu entschieden sich diesem Risiko nicht auszusetzen zu wollen und die Tierhaltung, mit all den danach folgenden Problemen in der Offenhaltung, aufzugeben“ ergänzte Matthias Fischer.

Dass das Wolfsvorkommen in Baden-Württemberg nicht mehr wegdiskutiert werden soll, aber die Zahl der Wölfe in einem engen Rahmen gehalten werden müsse, zeigten sich Stefanie Kiefer und Astrid Huber einig.

Hubert Treyer erklärte, Deutschland sei mit mittlerweile fast 100 Wolfsrudeln, d.h. ca. 2000 Wölfen, mittlerweile das vom Wolf am dichtesten besiedelte Land Europas geworden und diese Zahl steige jährlich um ca. 30% an. In Nordosten Deutschlands gibt es aus diesem Grund sehr große Probleme mit der Weidetierhaltung. Die Bauern haben dort teilweise resigniert, allzu oft greifen Wölfe dort die Tierherden an. Timo Frischmuth wollte deshalb wissen, ob sich die Erfahrungen von dort nicht hin zu unseren Diskussionen in diesem Thema einbringen ließen.

Hubert Treyer sieht darin tatsächlich ein großes Potential: „Wir müssen schnellstens daran arbeiten ein funktionierendes und zielgerichtetes Wolfsmanagement auf die Reihe zu bringen. Das kann nur gelingen, wenn der Wolf vom Naturschutzrecht ins Jagdrecht übergeht - dort ist auch der Luchs mit ganzjähriger Schonzeit aufgenommen. Im neu ausgerichteten Jagd- und Wildtiermanagementgesetz (JWMG) haben wir perfekte Bedingungen, dort gibt es 3 Schutzkategorien die es möglich machen die Population in eine für die Weidetierhaltung verträgliche Dichte zu bringen. Im Prinzip ist das nichts anderes als bei den anderen jagdbaren Wildarten auch, es gibt behördliche Abschussvorgaben – wenn diese erfüllt sind gibt es in der Folge keine nicht tolerierbaren Schäden an Flora und Fauna. Aktuell steht der Wolf bei uns am Ende der Nahrungskette, wenn wir das Problem nicht angehen bekommen wir vermutlich ähnliche Situationen wie in der Schweiz oder im Norden Deutschlands und dann steht unsere Weidetierhaltung, die bei uns beinahe zu 100% zur Landschaftsoffenhaltung dient, ganz schnell auf dem Spiel“  gab Treyer zu bedenken, der selbst eine Mutterkuhherde unterhält.

Marie-Theres Treyer sah den Umgang mit dem Wolf und die Entwicklungen als gefährliches Spiel an, der Tourismus in unseren Regionen lebt deshalb so intensiv, weil bei uns ein attraktives Landschaftsbild erhalten wird.

Im Ergebnis des Termins waren sich die Beteiligten einig, dass es für die Zukunft in Baden-Württemberg einen sachgerechten Umgang mit dem Wolf braucht. Weder solle die Sache dramatisiert noch relativiert werden, konkret durch das Münden in einen zeitgemäßen Artenschutz, der die veränderten Bedingungen miteinbezieht.

Verbunden mit dem Dank an die beiden Fachleute stellte Klaus Schmiederer heraus, dass die Problemstellung von Seiten der CDU Oppenau an die CDU-Abgeordneten in Europa, Bund und Land weitergereicht wird um ein angepasstes Wolfs- und Wildtiermanagement zu erreichen – bevor sich die Probleme in unseren Schwarzwaldtälern weiter verschärfen.